Damit letzte Wünsche wahr werden
Noch einmal den Bodensee sehen oder die Füße im Seewasser baden. Ein Fußballspiel des Lieblingsvereins besuchen, ein letztes Treffen mit Freunden oder bei der Taufe des Enkelkindes dabei sein. Wenn Menschen einen letzten Glücksmoment erleben wollen, möchte der DRK-Kreisverband Biberach e.V. bei der Erfüllung des letzten Wunsches unterstützen. Die Wunscherfüllung soll für den Patienten und Ihre Begleitperson kostenlos an. Das Rote Kreuz möchte zusammen mit seinen ehrenamtlichen Helfern bei der Umsetzung des Wunsches unterstützen.
Sterbende haben am Ende ihres Lebens oft einen ganz konkreten Wunsch. Diesen können sie aber wegen ihres Gesundheitszustands nicht mehr aus eigener Kraft umsetzen können, weil sie permanent medizinische oder palliative Versorgung brauchen. Für genau diese Momente ist das neue Angebot „Glücksmomente“ des DRK-Kreisverbands Biberach gedacht: Im Mittelpunkt des Möglichmachens steht ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug, das der Kreisverband angeschafft hat. Es verfügt über medizinische Ausrüstung wie ein Krankenwagen, bietet aber auch Komfort, den es im Krankenwagen nicht gäbe, beispielsweise kann man Filme schauen oder Musik hören.
Ab Juni können die ersten Wünsche erfüllt werden. Derzeit schult das DRK mit Unterstützung des SAPV-Teams und weiterer Fachleute das ehrenamtliche Personal. Fachkräfte aus mehreren Berufen werden unterwegs auf den Touren dafür sorgen, dass es den Gästen gut geht: Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst, Ärzte und erfahrene Kräfte der spezialisierten ambulanten palliativen Versorgung (SAPV) im Landkreis. Aber auch „branchenfremde“ Helferinnen und Helfer können nach abgeschlossener Vorbereitungsphase aktiv ehrenamtlich mitarbeiten. Projektleiter der „Glücksmomente“ ist Christoph Link vom DRK. Bei ihm gehen die Wünsche ein. Er organisiert die Ausbildung der Helferinnen und Helfer und klärt die organisatorischen Details der Fahrt. Wie die Wünsche konkret erfüllt werden können, bespricht er mit den Gästen, ihren Angehörigen, behandelnden Ärzten und Pflegekräften.
Finanziert werden die Fahrten für unheilbar Kranke komplett über Spenden und Sponsoren, die Gäste und ihre Familien müssen selbst nichts bezahlen. Dafür sorgen vor allem auch die beiden regionalen Banken Kreissparkasse Biberach und Volksbank Ulm-Biberach sowie der Förderverein des Hospiz. Von dem Moment an, als das DRK die Projekt-Idee vorgestellt hatte, haben beide Banken die „Glücksmomente“ mitgetragen und vorangebracht. KSK-Direktor Dr. Steffen Mayer dankte für den Impuls und sagte: „Ein solches Projekt kann nur mit der Professionalität des DRK realisiert werden.“
Summen werden dabei nicht genannt: Darum gehe es hier auch nicht, ein solches Engagement sei kein Marketing-Instrument, signalisieren die Banken. Steffen Mayer berichtet, bei der KSK sei man von der Idee ergriffen gewesen. „Das Lebensende vieler Menschen findet quasi hinter einem Vorhang statt. Diese Phase ist wirklich nicht leicht. Wir finden es wunderbar, dass sterbende Menschen nochmals Glück erfahren dürfen.“ Josef Schneiderhan von der Volksbank betonte, dass seine Bank nicht nur in angenehmen, sondern auch in schweren Zeiten für Menschen da sein wolle. Auch sein Anliegen ist: Der Wunsch des Gastes soll hier ganz im Mittelpunkt stehen.
DRK-Geschäftsführer Michael Mutschler freut sich über so viel Unterstützung. Sehr hilfreich ist es für das DRK auch, mit dem SAPV einen fachkundigen Partner gefunden zu haben, der Know-how rund um palliative Betreuung einbringt – damit die Wunsch-Reisenden unterwegs gut versorgt sind. Hierfür wird das Personal speziell ausgebildet. Denn Fachkräfte aus dem Bereich Rettungsdienst sind zwar Experten darin, im Notfall Leben zu retten. Doch eine Fahrt für die „Glücksmomente“ verläuft anders als klassische Fahrten des Rettungsdiensts und bringt vielleicht auch routinierte Retter in ungewohnte Situationen. Bei den Schulungen des SAPV geht es um das Wissen zu bestimmten Krankheitsbildern, den Umgang mit Drainagen und der Medikation. Vor allem aber um emotionale Grundlagen der palliativen Arbeit: eine angemessene Kommunikation sowie einen guten Umgang mit der persönlichen Lebensgeschichte des Gastes, so Heike Heß und Siglinde von Bank vom SAPV-Team Biberach.
Erfahrungswerte hat das DRK aus dem Zollernalbkreis. Dort gibt es bereits ein ähnliches Projekt, zwischen 10 und 15 Mal pro Jahr werden Wünsche erfüllt. DRK-Geschäftsführer Peter Haug hat von den Kollegen im Zollernalbkreis erfahren: Diese Tage sind etwas ganz Besonderes, eine Bereicherung für alle. „Glücksmomente nicht nur für den Gast, sondern für das gesamte Team.“
INFO:
Wer Kontakt aufnehmen möchte zum Projekt „Glücksmomente“, vielleicht wegen eines Wunschs, vielleicht mit einer Spende, kann anrufen oder eine E-Mail schicken: 07351 1570-19 und gluecksmomente(at)drk-bc.de. Gerne können sich auch Menschen melden, die durch ihre ehrenamtliche Mitarbeit das Projekt unterstützen möchten.