Landkreis Biberach ist „Region der Lebensretter“
Projekt hat vor zwei Jahren begonnen. DRK-Kreisverband will das System ausbauen.
Seit zwei Jahren ist der Landkreis Biberach „Region der Lebensretter“. Bis heute sind rund 100 Ehrenamtliche, meist Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, dabei. Nun will der DRK-Kreisverband das System weiter ausbauen und hofft auf die Mithilfe von Ärzten, Pflegekräften, medizinischen Fachangestellten und Mitgliedern von weiteren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.
Es kann jeden treffen: Mehr als 60.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislaufstillstand. Der plötzliche Herztod ist demnach eine der häufigsten Todesursachen. „Wird die Wiederbelebung innerhalb der ersten vier Minuten gestartet, liegt die Überlebensrate bei 50 Prozent. Nach neun oder zehn Minuten sind die Überlebenschancen nur noch minimal“, sagt Michael Mutschler, der den Bereich Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband verantwortet. Diese Zahlen zeigen, dass bei einem Herz-Kreislaufstillstand wirklich jede Minute zählt.
Aus diesem Grund hat der Verein „Region der Lebensretter“ 2018 ein App-basiertes System etabliert, mit dem Rettungsleitstellen registrierte Ersthelfer über Smartphone in der unmittelbaren Nähe des Notfalls orten und alarmieren können. „Diese Retter, die im besten Fall in den ersten fünf Minuten nach dem Herz-Kreislaufstillstand eintreffen, können die Überlebenschance von Patienten verdoppeln bis vervierfachen, denn sie verkürzen das therapiefreie Intervall“, so Mutschler.
Die ehrenamtlichen Retter beginnen dann mit der Herzdruckmassage, Beatmung oder Defibrillation bis die Rettungskräfte eintreffen.“ Insgesamt werden drei Ersthelfer gleichzeitig alarmiert, denen automatisch bestimmte Rollen zugeteilt werden. Derjenige, der sich am nächsten am Notfallort befindet, beginnt mit der Wiederbelebung, eine zweite Person unterstützt dabei. Ein dritter Ersthelfer wird zum nächsten Defibrillator navigiert, um diesen zum Notfallort zu bringen.
Zeitgleich mit weiteren DRK-Kreisverbänden in Baden-Württemberg ist der DRK-Kreisverband Biberach am 11. Februar 2020 – dem Europäischen Tag des Notrufs 112 – eingestiegen. Nun soll das System flächendeckender bekannt werden, um noch mehr Menschen zu helfen. Mitmachen kann grundsätzlich jeder, der über 18 Jahre alt ist und vor maximal zwei Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat. Auch ein Reanimationstraining ist für Interessierte Pflicht. „Dieses bieten wir dann bei uns im DRK an“, sagt Kreisausbildungsleiter Manfred Rommel. Außerdem bekommen die Ersthelfer vom DRK kleine Einsatztaschen gestellt, die unter anderem eine Beatmungsmaske, eine Weste und Handschuhe enthalten.
Das Team der Lebensretter ergänzt als Bestandteil der Rettungskette das Helfer-vor-Ort-System des DRK. „Helfer vor Ort sind Ehrenamtliche aus den eigenen Reihen, die in ihrer Freizeit von der Leitstelle alarmiert werden können“, sagt der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter, René Müller. Sie sind entsprechend besser ausgebildet und werden deshalb zusätzlich zu Herz-Kreislaufstillständen auch beispielsweise bei Unfällen und internistischen Notfällen alarmiert.
Hier können sich Interessierte melden und weitere Informationen erhalten.
Im Landkreis Biberach gibt es 114 öffentlich zugängliche Standorte für Defibrillatoren (AEDs) (Stand 11.02.2022). Dieses Netz wird beständig weiter ausgebaut.