„Die Leute versuchten, das Beste daraus zu machen“
Felix Holl berichtet über seinen Einsatz im Katastrophengebiet.
Herr Holl, wann sind Sie zu Ihrem Einsatz in Richtung Katastrophengebiet aufgebrochen?
Das war am Samstag um 9 Uhr. Wir sind aus Biberach zu zweit zuerst nach Bruchsal und von dort mit insgesamt 36 Fahrzeugen an den Nürburgring gefahren. Dort war unser Kontingent zunächst für mögliche Evakuierungen von Ortschaften reserviert und für kleinere Einsätze sozusagen „gesperrt“. Für uns hieß das erst einmal abwarten.
Wann kamen Sie dann tatsächlich zum Einsatz?
Das war am Sonntagnachmittag. In Antweiler, einer Gemeinde im Landkreis Ahrweiler, gab es eine Kampfmittelbeseitigung und wir unterstützten den Rettungsdienst vor Ort. Wir unterhielten uns mit den Bewohnern und örtlichen Feuerwehrleuten, hörten zu, verteilten Kekse. In erster Linie ging es um die Betreuung der Menschen, die sich riesig freuten, als wir kamen. Unsere Hilfe wurde gebraucht. Und zuvor waren wir stundenlang am Nürburgring gewesen und zum Warten verdammt – das war ein wenig unbefriedigend, aber der Lage geschuldet.
Wie ging es für Sie am Montag weiter?
In Ahrweiler haben wir eine private Versorgungs- und Sanitätsstation mit Material unterstützt und sind außerdem zu mehreren älteren Personen geschickt worden, die Hilfe brauchten. Wir überprüften die jeweilige Versorgungslage, beispielsweise mit Blick auf Medikamente.
Welches Bild der Zerstörung bot sich Ihnen?
Vom Ausmaß her war es die extreme Verstärkung dessen, was wir am Sonntag schon gesehen hatte: zerstörte Brücken, fehlende Bahngleise, weggespülte Bundesstraßen, komplett verwüstete Häuser. Die Stimmung der Leute war trotzdem in Anbetracht der Umstände gut. Es herrschte eine positive Grundhaltung, ein Gemeinschaftsgefühl. Die Lage war und ist absolut niederschmetternd, aber die Leute versuchten, das Beste daraus zu machen.
Am Dienstagmorgen ging es für Sie dann wieder zurück nach Oberschwaben. Was bleibt von diesem außergewöhnlichen Einsatz hängen?
Bei der Führungskräfteausbildung lernt man zwar, dass es bei solchen Ereignissen am Anfang eine Chaosphase gibt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass diese auch am Sonntag noch so ausgeprägt ist. Insofern beschäftigt mich, wie man in Sachen Führung und Organisation einen solchen Einsatz strukturierter bewerkstelligen und vorhandene Hilfe effizienter einsetzen kann. Und ich stelle mir die Frage, welche Auswirkungen eine solche Katastrophe in einem Land für Auswirkungen hätte, das nicht so gut aufgestellt ist wie Deutschland, sondern viel mehr Hilfe von außen bräuchte.