DRK bereitet Rettungskräfte auf Extremsituationen vor
Patienten sollen durch Sichtungssystem „mSTaRT“ so schnell wie möglich behandelt werden.
Ein Großbrand, ein Busunfall mit Schülern oder eine Amoklage: Das alles sind Situationen, bei denen oft mehrere Schwerstverletzte gleichzeitig zu behandeln sind. Damit eintreffende Rettungskräfte bei einem so genannten Massenanfall von Verletzten nicht überfordert sind, hat der DRK-Kreisverband Biberach eine Schulung für seine Mitarbeiter organisiert.
Neben der Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach, Charlotte Ziller, nahmen auch Vertreter der Werkfeuerwehr Boehringer Ingelheim, des ASB Orsenhausen-Schwendi sowie Notärzte an der Veranstaltung teil. Die Gliederungen der DRK-Bereitschaften war mit dem stv. Kreisbereitschaftsleiter, Alexander Schirmer, vertreten. In Theorie und Praxis ging es um Extremsituationen, in denen das Sichtungssystem „mSTaRT“ verwendet wird.
Der Begriff „mSTaRT“ ist die Abkürzung für „modified Simple Triage and Rapid Treatment“, was übersetzt so viel bedeutet wie „einfache Triage und schnelle Versorgung“. Zuerst wurde das System in Amerika eingesetzt, seit der Jahrtausendwende wird es auch in Deutschland verwendet. Weil große Unfälle oder Brände nur selten vorkommen, sollen die Mitarbeiter des DRK-Kreisverbands Biberach sowie andere Rettungskräfte eine gewisse Routine bekommen.
„Dem System liegt ein Algorithmus zugrunde, anhand dem auch von nichtärztlichem Rettungsdienstpersonal einem Patienten innerhalb von 30 bis 45 Sekunden eine Sichtungskategorie zugewiesen werden kann“, sagt Michael Mutschler, Leiter des Rettungsdienstes beim DRK-Kreisverband. Ziel sei es, möglichst schnell herauszufinden, wer wie schwer verletzt ist, sodass alle Patienten bestmöglich und so schnell wie möglich versorgt werden können.
Es ist bereits die dritte Schulung, die Dozenten der DRK-Landesschule aus Pfalzgrafenweiler in Biberach abhalten. „Wir verstehen uns als Impulsgeber und stellen das Modell vor“, sagt Dozent Klaus Reich, der selbst ausgebildeter Notfallsanitäter ist. Aber nicht nur Theorie steht auf der Agenda: In einem Planspiel in den Räumen des DRK-Kreisverbandes sollen die Teilnehmer das Gelernte anwenden. Und da merken sie schnell, dass Kommunikation alles ist.
In der Übung sind die Teilnehmer mit einem Hotelbrand konfrontiert. Die Notfallsanitäter, die als erstes ankommen, verschaffen sich einen Überblick und melden ihre Erkenntnisse an die Leitstelle zurück. Weitere anrückende Rettungswagen übernehmen die Vorsichtung der Patienten. „Dabei werden, vereinfacht gesagt, alle Leichtverletzten, die gehfähig sind, zu einem Sammelpunkt geschickt“, erklärt Jens Thoma, Ausbildungsleiter beim DRK. „Deren Behandlung muss nicht sofort erfolgen.“
Dann werden die Patienten ermittelt, die ohne sofortige Behandlung in der Klinik sterben würden. Weitere Schwerverletzte, die schnell in die Klinik müssen, aber noch stabil sind, werden ebenfalls identifiziert. Diese Vorsichtung läuft nach einem strukturierten Verfahren ab, beispielsweise wird die Atmung überprüft, ebenso ob ein Patient blutet oder ob er bewusstlos ist.
Die Kennzeichnung erfolgt über Anhängekarten oder farbige Bänder. „Die logistische Herausforderung für die Rettungskräfte ist, die Patienten schnell einer Kategorie zuzuordnen, damit der Transport reibungslos läuft“, so Thoma. Die ohnehin knappen Notärzte können vor Ort dann direkt am Patienten eingesetzt werden.
Für Notfallsanitäter Günther Zenger war der Tag in jedem Fall hilfreich. „Unübersichtliche Einsatzszenarien bekommen durch das Sichtungssystem Struktur“, sagt der 61-Jährige, der auf der Wache in Riedlingen eingesetzt ist. Weitere Schulungen folgen ab Herbst, haupt- und ehrenamtliche Kräfte des DRK sollen Handlungssicherheit für einen Massenanfall von Verletzten bekommen.
mSTaRT wird in den nächsten Wochen im Landkreis eingeführt und die Einsatztaktik hinsichtlich der Sichtung bei einem MANV geändert. Aus diesem Grund werden alle Rettungs- und Notarztwagen mit dem erforderlichen Equipment ausgestattet.