Es gibt Orte, die zur Heimat werden, an denen wir Kraft tanken, Freundschaften pflegen und unvergessliche Erinnerungen schaffen. Für eine unheilbar kranke Frau ist die Blockhütte in Oberstaufen genau solch ein Ort. Ihr Herzenswunsch: Noch einmal dorthin zurückkehren, wo sie viele unbeschwerte Momente erlebte. Dank des Projekts „Glücksmomente“ des DRK-Kreisverbands Biberach e. V. wurde dieser Wunsch nun Wirklichkeit.
„Nachdem unsere Mutter die Diagnose Krebs erhalten hatte und Anfang des Jahres im Hospiz in Biberach aufgenommen wurde, blieb ihr Wunsch ständig bestehen, noch einmal auf die Hütte zu kommen“, erzählt ihre Schwiegertochter. Die Diagnose veränderte die Welt der Wünschenden und ihrer Familie schlagartig. Der Gedanke, noch einmal in die geliebte Blockhütte zu reisen, schien unerreichbar. Doch dann ging die Familie auf das DRK Biberach zu.
Seit 2019 gibt es das Projekt „Glücksmomente“. Ein Team aus 40 Ehrenamtlichen setzt alles daran, unheilbar kranken Menschen ihren persönlichen Herzenswunsch zu erfüllen. Vor allen Fahrten wird besprochen, wohin der Ausflug gehen soll und was dem Wünschenden wichtig ist. Außerdem wird mit dem Arzt, den Angehörigen oder den Pflegekräften eine Notfallplanung erarbeitet. Das Projekt finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Sponsoren – für die Wünschenden und deren Familie entstehen keine Kosten.
Alle arbeiten Hand in Hand
„Als unsere Mutter erfuhr, dass es nach Oberstaufen geht, weinte sie vor Glück“, berichtet ihre Schwiegertochter. Schon zwei Wochen vor dem großen Tag begann die Wünschende mit großer Vorfreude zu planen – und erlebte schließlich, wie alle Beteiligten Hand in Hand arbeiteten. „Das DRK, das Hospiz, die Musikgruppe Alpenstreuner und die Familie Klaus von der Blockhütte – sie alle haben diesen Traum wahr werden lassen“, sagt ihre Schwiegertochter. „Noch einmal konnte sie diesen Ort so erleben, wie sie ihn kannte.“
Die „Glücksmomente“-Ehrenamtlichen Carolin Naber und Otto Jans begleiteten die Wünschende. Für beide war es die erste Ausfahrt, nachdem sie vor gut einem Jahr den dreitägigen Kurs für „Glücksmomente“ abgeschlossen hatten. Die Ehrenamtlichen werden umfassend auf die Einsätze vorbereitet: Palliativpflege und -versorgung, Kommunikation am Lebensende, Erste Hilfe und Letzte Hilfe, also die Begleitung von Sterbenden, sind Schulungsinhalte. Dennoch war die Anspannung groß. „Doch nach der herzlichen Begrüßung durch die Wünschende und ihrer Familie war die Aufregung schnell verflogen“, erzählt die 34-jährige Carolin Naber. Mit dem speziell ausgestatteten Glücksmomente-Mobil fuhren sie nach Oberstaufen, eine Palliativpflegerin des Hospizes war ebenfalls mit an Bord.
Ein Tag voller Emotionen und Dankbarkeit
„Der Moment, als wir die Blockhütte betraten, war besonders ergreifend“, erzählt der 60-jährige Otto Jans. Plötzlich waren alle in einer anderen Welt, einzig das Hier und Jetzt zählte. Die Wirtsfamilie hieß sie mit offenen Armen willkommen, die Musikgruppe spielte ihre Lieblingslieder, und für einige Stunden schienen Sorgen und Krankheit in den Hintergrund zu rücken. Die Wünschende lachte und machte mit ihrer Ratsche wie in früheren Tagen mit. Zum Abschluss erklang ihr Herzenslied „Sierra Madre“ – die ganze Hütte erstrahlte in Wunderkerzenlicht. „Es war für unsere Wünschende der perfekte Tag“, sind sich die Ehrenamtlichen einig.
Carolin Naber und Otto Jans engagieren sich aus tiefster Überzeugung. Private Schicksalsschläge haben ihren Blick aufs Leben und dessen Kostbarkeit verändert: Zeit ist das wertvollste, was man sich aneinander schenken kann. Und selbst in schwierigsten Lebenslagen sind Momente des Glücks möglich. „Glücksmomente zeigt: Am Lebensende ist noch vieles möglich, manchmal sogar mehr als man denkt“, sagt Carolin Naber. Die Wünschende und ihre Familie blicken dankbar auf diesen Tag zurück: „Trotz der Trauer und vielen Emotionen war es für alle nochmal ein Tag voller Freude, Liebe und Dankbarkeit.“
So werden Wünsche wahr
Haben Sie einen Wunsch oder kennen Sie einen Wünschenden? Falls Sie sich unsicher sind, ob Sie einen passenden Wunsch haben und dies im gesundheitlichen Zustand der Person machbar ist, rufen Sie doch einfach beim DRK an – Fragen kostet nichts. Ansprechpartnerin ist Alexandra Winter, Telefon 07351/1570-32 oder E-Mail alexandra.winter(at)drk-bc(dot)de. Weitere Informationen gibt es hier.
Jeder Beitrag zählt
Unterstützt werden kann das Projekt durch Geldspenden an nachfolgendes Bankkonto:
DRK-Kreisverband Biberach e. V.
IBAN: DE51 6545 0070 0000 0151 05
BIC: SBCRDE66XXX
Verwendungszweck „Glücksmomente“