Der 12. März ist für Familie Nusser aus Betzenweiler ein ganz besonderer Tag: Ihre Tochter Paula feiert ihren ersten Geburtstag. Doch die Erinnerungen an ihre Geburt sind noch immer lebendig – denn sie kam unerwartet schnell zu Hause auf die Welt. Dank der Unterstützung ihrer Familie und der besonnenen Hilfe der Integrierten Leitstelle sowie der Notfallsanitäter des DRK Biberach und des Notarztes verlief alles glücklicherweise gut.
Am Abend des 11. März 2024 war für Jessica Nusser noch alles in Ordnung. Sie verbrachte den Tag mit ihrer dreijährigen Tochter Emma auf dem Spielplatz. Doch als Emma abends im Bett lag, merkte die werdende Mutter, dass etwas anders war. „Ich bin im Haus herumgelaufen und dachte, dass ich in der Nacht wohl noch ins Krankenhaus fahren würde“, erinnert sie sich. „Ich hatte aber noch keine Wehen, also wollte ich noch etwas warten.“ Ihr Mann Christian lud schon einmal die Kliniktasche ins Auto, während Jessica Nusser noch schnell duschen wollte.
Kurz vor der Abfahrt, als sie noch schnell auf die Toilette wollte, spürte Jessica Nusser plötzlich das Köpfchen ihrer Tochter und bekam schlagartig heftige Wehen. Ihre Schreie alarmierten ihren Mann und ihre Mutter, die sie sofort in den Flur legten und den Notruf 112 wählten. Am anderen Ende der Leitung war Jörg Wunderlich, Disponent der Integrierten Leitstelle Biberach, der die Familie telefonisch unterstützte. In der Integrierten Leitstelle arbeiten die Disponenten nach dem Prinzip der standardisierten Notrufabfrage, um in jeder Situation die bestmögliche Hilfe zu gewährleisten.
Nur wenige Wehen später war das kleine Mädchen geboren – doch es herrschte zunächst große Sorge, denn die Nabelschnur lag um ihren Hals. Geistesgegenwärtig löste Christian Nusser die Schnur, doch Paula schrie nicht sofort. „Herr Wunderlich beruhigte uns und leitete uns an – und dann hörten wir endlich Paulas ersten Schrei“, erzählt Jessica Nusser erleichtert.
Obwohl sie sehr schnell vor Ort waren, traf der alarmierte Notarzt Philipp Ganter gemeinsam mit den Notfallsanitätern erst nach der Geburt ein. Sie versorgten Mutter und Kind und brachten beide ins Krankenhaus Ehingen, wo sie drei Tage später wohlauf entlassen wurden.
Der Einsatz zeigt, wie wichtig ein gut aufgestelltes Rettungswesen ist: Im Landkreis Biberach sorgen in sieben DRK-Rettungswachen rund 300 Mitarbeitenden im Rettungsdienst für schnelle Hilfe in Notfällen. Zusätzlich engagieren sich Ehrenamtliche in zwölf DRK-Bereitschaften, um Menschen in kritischen Situationen beizustehen. Träger der Integrierten Leitstelle Biberach ist das DRK Biberach gemeinsam mit dem Landkreis Biberach.
Für die Rettungskräfte war dieser Einsatz ein besonderer Moment. „So eine Geburt ist nichts Alltägliches“, sagt Notarzt Ganter. „Umso schöner ist es, wenn am Ende alles gut ausgeht.“ In seinen acht Jahren als Notarzt hatte er einen vergleichbaren Einsatz nur drei- oder viermal erlebt. Auch Disponent Wunderlich erinnert sich gut: „So eine schnelle Geburt habe ich noch nie miterlebt.“
Jessica Nusser ist noch heute dankbar für die besonnene Hilfe aller Beteiligten. Ende des Jahres schrieb sie dem DRK-Kreisverband Biberach einen Dankesbrief: „Für sie ist das vielleicht Alltag – für uns war ihr Handeln besonders und unglaublich wichtig. Sie haben uns beruhigt und uns das Gefühl gegeben, dass alles gut wird.“ Besonders ihre ältere Tochter Emma beschäftigte das Erlebte noch wochenlang. „Das Thema Notarzt war bei ihr sehr präsent“, erzählt Jessica Nusser schmunzelnd.
Heute blickt die Familie mit einem Lächeln auf die aufregende Geburt zurück. Und wenn Paula nun ihren ersten Geburtstag feiert, dann auch in dem Wissen, dass sie schon mit ihrer Ankunft für eine unvergessliche Geschichte gesorgt hat.