„Es waren grausame Bilder“
Joachim Kästle erzählt von seinem Einsatz im Katastrophengebiet.
Herr Kästle, Sie waren vergangene Woche mit fünf weiteren Einsatzkräften aus dem Landkreis im Katastrophengebiet in Bad Neuenahr, halfen bei der Evakuierung eines Altenheim und eines Hospizes. Was erwartete Sie dort?
Zunächst bekamen wir von dem Ausmaß der Schäden, die das Unwetter in Bad Neuenahr hinterlassen hatte, nicht so viel mit, da wir etwas außerhalb in Grafschaft auf unseren Einsatz warteten. Als wir dann am Freitagnachmittag durch Bad Neuenahr fuhren, waren es allerdings grausame Bilder. Bei einem Haus fehlte beispielsweise ein Eck und man konnte direkt ins Wohnzimmer schauen – einfach schrecklich.
Sie waren nicht zum ersten Mal in Bad Neuenahr, hatten Sie früher dort doch ab und an Ihre Cousine besucht.
Das stimmt. Wenn man weiß, wie es dort vor der Unwetterkatastrophe einmal aussah, und dann vor Augen hat, welche Spur der Verwüstung das Wasser hinterlassen hat, ist es eine ganz andere Dimension. An manchen Brennpunkten ist mir schlicht das Grausen gekommen. Wenn man Menschen ins Gesicht blickt, die von jetzt auf gleich einfach nichts mehr haben, ist es auch für uns Einsatzkräfte grenzwertig.
Wie gut kann man in einer solchen Ausnahmesituation seinen Einsatz bewältigen?
Ich war erstaunt, wie der Mensch in einer solchen Situation funktionieren kann, welche Reserven vorhanden sind. Ich habe von Donnerstagmorgen bis zur Nacht von Freitag auf Samstag nur zwei Stunden im KTW mehr oder weniger geschlafen, habe den Einsatz aber trotzdem gut durchgehalten.
In welcher Form findet bei Ihnen eine Verarbeitung dieser Erlebnisse statt?
Wir haben uns bereits auf der Heimfahrt viel über das Erlebte ausgetauscht und einiges dadurch verarbeitet. Nach meiner Rückkehr am Samstag habe ich auch mit meiner Familie noch über den Einsatz gesprochen. Dann habe ich ausgiebig geschlafen. Und am Sonntag konnte und wollte ich dann keine Nachrichten sehen oder hören, die irgendetwas mit dem Hochwasser zu tun hatten.