So kann man sich vor extremer Hitze schützen
Erschöpfung, Hitzschlag, Sonnenstich: Kreisverbandsarzt über Auswirkungen großer Hitze.
Die erste Hitzewelle ist überstanden – doch es werden nicht die letzten heißen Tage und Woche in diesem Jahr mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke gewesen sein. Der DRK-Kreisverband Biberach macht deshalb auf die Risiken bei großer Hitze aufmerksam und gibt Verhaltenstipps, auch mit Blick auf die anstehenden Großveranstaltungen wie das Laupheimer Kinder- und Heimatfest oder das Biberacher Schützenfest. „Besonders ältere, chronisch kranke und sehr junge Menschen haben ein hohes Risiko, einen klassischen Hitzeschaden bei hohen Umgebungstemperaturen zu entwickeln“, warnt Kreisverbandsarzt Dr. Christopher Maier.
Wie Michael Mutschler, Geschäftsführer Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Biberach, berichtet, hätten aufgrund der Hitze jüngst beim letzten Tag des Kreismusikfests in Hochdorf mehrere Personen mit Ohnmachtsfanfällen behandelt werden müssen. Die Hitzeerschöpfung, der Hitzschlag und auch der Sonnenstich gehörten zu den schwereren und zum Teil auch gefährlichen Beeinträchtigungen bei sehr heißer Witterung. „Wenngleich nicht primär lebensbedrohlich, können sich diese jedoch gerade bei chronisch kranken, älteren Menschen oder Kindern hin zu lebensbedrohlichen Zuständen entwickeln“, sagt Mutschler.
Es gebe aber auch zahlreiche harmlose durch die Hitze verursachte Symptome: Hitzeausschlag bei kleinen Kindern oder leichte Beinödeme, also Wassereinlagerungen bei meist älteren Menschen. Auch hitzebedingte Muskelkrämpfe, wie sie meist durch hohe Flüssigkeits- und Elektrolytverluste nach stärkerer körperlicher Betätigung auftreten, könnten noch zu den leichteren Symptomen gezählt werden.
Dr. Christopher Maier weist darauf hin, dass präventive Maßnahmen zu einem „massiven Rückgang“ von hitzebedingten Todesfällen führen würden. Anstrengungen in der Hitze sollten vermieden und kühle Orte aufgesucht werden. Ein zentrales Thema sei bekanntermaßen ausreichend zu trinken, an heißen Tagen könnten es durchaus drei bis vier Liter sein. Auch eine Kopfbedeckung und luftige Kleidung könnten bei großer Hitze hilfreich sein. Außerdem sollte man Kinder und ältere Personen nicht im Auto warten lassen oder in Rollstuhl oder Kinderwagen in die Sonne stellen.
Wer bei hohen Temperaturen Sport treiben will, dem rät der Kreisverbandsarzt, dies in den kühleren Morgen- oder Abendstunden zu tun. Genügend elektrolythaltige Flüssigkeitszufuhr sowie eine Kopfbedeckung seien dabei auch sinnvoll. „Untrainierte Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Herzerkrankung sollten sich an extrem heißen Tagen mit Sport eher zurückhalten“, sagt Maier. Gerade bei jungen Erwachsenen komme es häufiger zu Hitzeschäden, die durch exzessive Anstrengung – beispielsweise beim Ausdauersport – bei heißen Umgebungstemperaturen verursacht werden. Der sogenannte Hitzschlag sei für zwei Prozent der Todesfälle bei jungen Sportlern verantwortlich.
Zum Hitzschlag kommt es laut Dr. Christopher Maier, wenn sich die Körperkerntemperatur hitzebedingt über 40 Grad Celsius erhöht und die Temperaturregulation des Organismus versagt. Die Temperaturerhöhung löse neurologische Störungen wie Bewusstseinsbeeinträchtigungen bis hin zum Koma, Gangstörungen, Krampfanfällen, aber auch Durchfall und Erbrechen aus. „Diese Symptome können auch erst zeitlich verzögert auftreten“, so Maier. „Die Symptomatik kann sich sehr dramatisch entwickeln und es kommt nicht selten zu tödlichen Verläufen.“
Wovor Maier ausdrücklich warnt: betrunken schwimmen zu gehen. Dies könne lebensgefährlich sein. Denn Alkohol führe zu einer Gefäßerweiterung. „In Kombination mit hohen Umgebungstemperaturen kann dies zu einem ausgeprägten Blutdruckabfall führen, was nicht selten zu einer Hitzeohnmacht mit Bewusstlosigkeit führt.“ Beim Feiern an Badegewässern komme es dadurch immer wieder zu Ertrinkungsunfällen.
Tipps bei extremer Hitze
Viel Flüssigkeit trinken: Normalerweise braucht der Mensch etwa zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. An heißen Tagen können es aber durchaus drei bis vier Liter sein. Körperlich anstrengende Arbeit oder Sport erhöhen den Flüssigkeitsbedarf zusätzlich. Wer zu wenig trinkt, wird schnell müde und kann sich schlechter konzentrieren.
Leichte Speisen essen: Schwer verdauliche, fettreiche oder üppige Mahlzeiten liegen schwer im Magen und belasten den Kreislauf zusätzlich. Deshalb sollte lieber Salat oder Obst statt Braten gegessen werden.
Salz- und Mineralstoffe ersetzen: Wenn wir viel schwitzen verliert unser Körper auch wichtige Mineralien und Spurenelemente. Diese können durch Mineraldrinks wieder ersetzt werden.
Luftige Kleidung tragen: Für den Sommer empfiehlt sich helle, luftige Kleidung aus Naturfasern. Dadurch lässt sich ein Hitzestau im Körper vermeiden. Bei direkter Sonneneinstrahlung sollten vor allem Kinder eine Kopfbedeckung tragen.
Überanstrengungen vermeiden: Der Kreislauf sollte durch schwere körperliche Arbeit oder Sport nicht noch zusätzlich belastet werden. Denn jede körperliche Anstrengung erhöht den Energieumsatz und damit die Körperwärme, die der Körper an die Umgebung abgeben muss. Besser ist es, Sport in den frühen Morgenstunden oder am Abend zu betreiben.
Hitze tagsüber aussperren: Wohnungen und Häuser werden am besten morgens und abends gut durchgelüftet. Tagsüber sollten Rollläden und Jalousien geschlossen bleiben.
Schnelle Abkühlung suchen: Wenn es gar nicht mehr gehen sollte, hilft zur schnellen Abkühlung kaltes Wasser auf die Innenseite der Handgelenke. Noch besser: ein kaltes Unterarm- und Fußbad. Durch den Kältereiz werden die Gefäße wenigstens für kurze Zeit enger gestellt, der Kreislauf wird wieder gestärkt.
Alkohol vermeiden: Nach Alkoholgenuss werden die Gefäße im Körper zusätzlich noch weiter gestellt als sie ohnehin schon sind, das heißt dem Kreislauf steht noch weniger Blut zur Verfügung. Zusätzlich wird die Flüssigkeitsausscheidung über die Niere angeregt – der Körper verliert noch mehr Flüssigkeit und Mineralstoffe. Während der heißen Tage sollte deshalb besser auf alkoholhaltige Getränke verzichtet werden.