„Auch für uns Helfer ist das emotional“
Johannes Birk berichtet über seinen Einsatz im Katastrophengebiet.
Herr Birk, Sie sind am Samstag, 17. Juli, gemeinsam mit Felix Holl aufgebrochen, um im Katastrophengebiet zu helfen. Tags darauf hatten Sie in Antweiler im Landkreis Ahrweiler Ihren ersten Einsatz. Was genau erwartete Sie dort?
Wir waren in Antweiler als Verstärkung für den Rettungsdienst da. In erster Linie war es wichtig, dass wir Präsenz bei der Bevölkerung zeigten, als Gesprächspartner zur Verfügung standen. Aber auch die Einsatzkräfte vor Ort waren froh, dass jemand da war, der zuhörte. Wir hatten unter anderem ein langes Gespräch mit dem dortigen Einsatzleiter. Es tut auch den Einsatzkräften gut, sich in Ruhe zu unterhalten.
Wie haben Sie die Stimmung in der Bevölkerung wahrgenommen?
Wir sind vielen Leuten zufällig begegnet. Sie waren einfach froh, dass sie jemandem zu reden hatten. Und wir konnten ihnen mit Kleinigkeiten wie Keksen eine Freude machen. Diese Gespräche sind natürlich auch für uns Helfer emotional, da kommen einem manchmal selbst die Tränen. Die Leute vor Ort waren sehr bescheiden und dachten trotz der großen Not nicht nur an sich selbst sondern auch immer an ihre Mitmenschen. Das war beeindruckend und nicht selbstverständlich. Überhaupt war der Zusammenhalt extrem gut. Eine Frau sagte: Die Schlacht haben wir verloren, aber den Krieg gewinnen wir. Ob man selbst in einem solchen Moment so positiv nach vorne blickt? Ich weiß es nicht.
Am Montag hatten Sie Ihren zweiten Einsatz dann in Ahrweiler, das vom Hochwasser mit am stärksten getroffen wurde. Sie unterstützten unter anderem eine private Versorgungs- und Sanitätsstation. Wie muss man sich das Ausmaß der Zerstörung vorstellen?
Ein bisschen hat es wie nach dem Krieg ausgesehen. Leichenspürhunde, Hubschrauber, Bundeswehr, Feuerwehr, DRK, überall Trümmer und beschädigte Häuser: So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Auf dem Fernsehbildschirm sieht das zwar alles auch schrecklich aus, aber wenn man vor Ort ist und die dortige Stimmung mitbekommt, ist das nochmals eine ganz andere Dimension.
In welcher Form findet bei Ihnen eine Verarbeitung des Einsatzes statt?
Mit Gesprächen kommt man relativ weit. Egal ob mit anderen Einsatzkräften oder der Familie. Im Bedarfsfall hätte auch jeder bei uns in der Bereitschaft ein offenes Ohr. Die Bilder aus dem Katastrophengebiet bleiben selbstverständlich anders im Kopf als bei einem kleineren Notfall beim Sanitätsdienst.